Lehre in Zeiten der Corona Pandemie
Eine junge Dame erzählt von ihrer Lehre als Hotelkauffrau
Mein Name ist Ann-Kathrin Labschütz, ich bin 19 Jahre alt und ich befinde mich im dritten Lehrjahr als Hotelkauffrau im Hotel Stefanie. Ich erzähle Ihnen heute, wieso ich mich für die Ausbildung zur Hotelkauffrau entschieden habe, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen – normalerweise.
Ich war mir lange nicht sicher „was ich einmal werden möchte“. Viele meiner Freunde hatten schon früh genaue Vorstellungen von ihrer zukünftigen Berufslaufbahn. Ich war mir ehrlich gesagt nicht einmal sicher ob mein Traumberuf schon erfunden wurde. Ich wollte eine Mischung aus einem Bürojob und einem Job, in dem ich viel Kontakt mit Menschen habe. Komische Mischung …
Die Arbeit in einem Büro erschien mir zu „trocken“ und für einen sozialen Beruf wie z.B. Krankenpfleger habe ich leider eine zu große Hemmschwelle. Also was nun? Dank meiner Eltern konnte ich schon viele Urlaube in verschiedenen Ländern machen und kam somit schon viel mit dem Thema Tourismus/Hotellerie in Verbindung. Immer wieder faszinierten mich die verschiedenen Hotels und deren Mitarbeiter. Schon früh dachte ich mir: “Es muss doch schön sein, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen.“ Und so ist es auch.
Rezeptionistin zu sein ist die perfekte Mischung aus Kundenkontakt und administrativen Aufgaben. Ich stehe an der Rezeption und erledige alltägliche Aufgaben wie Anrufe, E-Mails, Rechnungen, Reservierungen etc. Zugleich habe ich persönlichen Kontakt mit Gästen aus aller Welt und darf meine Tipps rund um die Bundeshauptstadt teilen.
Mittlerweile arbeite ich seit etwas über zwei Jahren im Hotel Stefanie, dem ältesten Hotel in Wien. Ich habe den „normalen“ Hotelbetrieb und die Hochsaisonen gut miterlebt. Gott sei Dank, denn mittlerweile sieht das ganz anders aus. Wer hätte schon gedacht, was 2020 auf uns zukommen wird. Kaum einer hätte ahnen können wie sehr sich unser aller Leben privat und beruflich verändern wird.
Der Anfang der Corona Pandemie war für uns, wie für alle anderen, sehr beängstigend. Durch die Reisewarnungen folgten etliche Stornierungen und Anrufe von verunsicherten Gästen.
Im März mussten auch wir im Hotel Stefanie die Türen schließen. Ein großer Tiefschlag für alle Beteiligten. Das Hotel wurde nach 420 Jahren das erste Mal geschlossen!
Unsere Türen waren zwar geschlossen, doch die Lichter blieben an. Denn einige MitarbeiterInnen, darunter auch ich, arbeiteten auch im Lock-Down im Hintergrund weiter.
Ich arbeitete für einen Tag pro Woche bei meiner Kollegin im Reservierungsbüro. Dort habe ich bei den unzähligen Stornierungen und Umbuchungen geholfen. Ich bin froh, dass ich ein kleines Stück in dieser Zeit mithelfen konnte. Aber es war schon ziemlich beängstigend, das ganze Hotel ohne Gäste und ohne Lichter zu sehen – fast schon geisterhaft.
Die Corona Pandemie hat meine Lehrzeit ziemlich verändert. Aber nicht unbedingt nur ins Schlechte … ich habe auch viel durch diese Krisensituation gelernt. Der Zusammenhalt, die Motivation und die Hoffnung des Hotel Teams hat uns alle noch mehr zusammengeschweißt.
Leider ist die Lage für den Tourismus immer noch nicht optimal und somit blieben die Gäste aus und die Arbeiten der Rezeption verringert sich auf ein Minimum. Um meine Lehrzeit gut auszukosten bin ich auch in anderen Abteilungen unterwegs.
Die Hotellerie bleibt für mich trotz allem mein Weg, da ich das Licht am Ende des Tunnels abwarte und mich wieder auf den normalen Hotelbetrieb freue. Sobald sich die COVID-19 Situation wieder bessert und vereisen wieder sorglos möglich ist, hoffen wir auf einen großen „Ansturm“.