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Wiener Märkte – Teil 2

Vom Mittelalter bis heute – die Märkte gehören zum Stadtbild

Suchen Sie spezielle Lebensmittel oder nicht alltägliche Spezialitäten oder außergewöhnliche Erlebnisgastronomie, dann werden Sie auf den Wiener Märkten sicher fündig. Kaum zu glauben, dass es diese Einkaufsinstitutionen schon seit dem Mittelalter gibt – und sie erfreuen sich immer noch steigender Beliebtheit.  Werfen Sie im 2. Teil dieser Serie mit mir einen Blick in die Vergangenheit.

Geschichte des Marktwesens in Wien

Markt auf der Freyung im 18. Jahrhundert, Copyright wien.gv.at

Seit dem Mittelalter gehören die Märkte zum Wiener Stadtleben. Mit der Verlegung der Babenbergerresidenz nach Wien im Jahr 1150 wuchs die Stadt rasant. Herzog Leopold VI. erließ daher das sogenannte „Stapelrecht“, das heißt,  alle durchreisenden Kaufleute mussten ihre Waren in der Stadt niederlegen und der Bevölkerung zum Kauf anbieten. So entstanden die ersten Märkte. Straßennamen wie Hoher Markt, Neuer Markt, Getreidemarkt, Fleischmarkt oder Bauernmarkt erinnern an diese Zeit des Marktlebens in der Inneren Stadt. Der „Marckt zu Wien“, wahrscheinlich der heutige Hohe Markt, ist der älteste Markt der Stadt und wurde erstmals 1208 schriftlich erwähnt.

Die älteste Marktordung Wiens stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts.  Sie enthält neben Preisfestsetzungen und gesetzlichen Bestimmungen auch eine Auflistung von Strafen für Wucherpreise, Maß- und Gewichtsvergehen und Pantscherei. Aus dieser Zeit stammt das bekannte „Bäckerschupfen“, bei dem betrügerische Bäcker in einem Käfig in die Donau „geschupft“ wurden. Es gab Milchmädchen, Obstler, Kässtecher und viele mehr. Während sich die Handwerker immer mehr in ihre Werkstätten zurückzogen, blieben die typischen Marktstände mit ihren Lebensmitteln als wichtige Versorgungsstationen bestehen.

Naschmarkt mit Stephansdom im Hintergrund um 1872, Copyright stadtbekannt.at

In den folgenden Jahrhunderten formierten sich auch die legendären Marktweiber mit ihren losen Mundwerken und lauten Marktrufen, mit denen Kunden angelockt werden sollten (siehe Blogartikel „Wiener Typen“).

Dem Fleisch kam in Wien aufgrund der beliebten Wiener Rindfleischküche stets eine spezielle Bedeutung zu. Ab 1550 wurde am linken Wienflussufer ein Lebendviehmarktabgehalten, wobei Viehzüchter aus Ungarn über Bruck an der Leitha mit ihren Herden in die Stadt zogen. 1797 wanderte der Viehmarkt in Richtung St. Marx, wo 1846 mit dem Bau eines Schlachthofes begonnen wurde. Dieser wurde 1997 – infolge der steigenden Konkurrenz – geschlossen.

1865 begann man mit der Errichtung der Großmarkthalle „Wien Mitte“ an der Invalidenstraße – zur besseren Versorgung der steigenden Wiener Bevölkerung. 1899 eröffnete eine zweite Halle für Fleischwaren, 1904 wurde nochmals um eine dritte Großhalle, die Viktualienhalle, mit Obst und Gemüse für den Groß- und Einzelhandel erweitert. Als 1972 der Fleischmarkt nach St. Marx übersiedelte, wurde ein Teil wieder abgetragen, bis 2008 bestand noch am Platz der Viktualienhalle noch eine große Markthalle des Landstraßer Marktes, die mittlerweile auch Geschichte ist.

Drei weitere Großmarkthallen, die ebenfalls Ende des 19. Jahrhunderts und um die Jahrhundertwende errichtet worden waren, fielen den weiteren Bautätigkeiten zum Opfern oder werden heute nicht mehr als Markthallen genutzt.

Mit der wachsenden Zahl der Supermärkte in den 1960er – 1980er Jahren wurden die Märkte massiv geschwächt und verschwanden beinahe von der Bildfläche. Mit der Zulassung der Gastronomie im Jahr 1992 stieg auch die Beliebtheit der Märkte wieder an – konnte man doch nun auch noch direkt vor Ort, umgeben von der lebhaften und typischen Markt-Atmosphäre, einen Kaffee trinken oder eine Kleinigkeit essen, wenn die Einkäufe erledigt waren.

In diesem Sinne – lesen Sie demnächst im 3. Teil über die Wiener Märkte heute und besuchen Sie mit mir den Naschmarkt und den Sonnwendmarkt! 

Bildquellen: © www.wien.gv.at , www.stadtbekannt.at



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