Der schmucke Konzertsaal am Augarten: MuTh
Der Konzertsaal in der Nachbarschaft des ältesten Hotel Wiens
Am Rande des für seine Kastanienalleen bekannten und bei den WienerInnen äußerst beliebten Augartens im 2. Wiener Gemeindebezirk liegt das MuTh, der neueste Konzertsaal Wiens, der mit seinem erlesenen und abwechslungsreichen Programm ein besonderer Tipp für Musikliebhaber ist.
2012 wurde das MuTh von den Wiener Philharmonikern unter Franz Welser-Möst gemeinsam mit den Wiener Sängerknaben eröffnet und damit sollte auch die Stellung des neuesten Konzerthauses Wiens definiert werden: Klassische Musik auf gehobenem Niveau unter Einbeziehung des Nachwuchses. WienbesucherInnen, die gute Musik in gediegenem, aber modernem Ambiente schätzen, sollten dieses Haus auf ihre Liste setzen. Der moderne Bau am Augartenspitz an der Taborstraße ist geschickt, von außen kaum sichtbar, im barocken Garten integriert und offenbart erst im Inneren seine wahre Größe. Das Haus überrascht mit einem beachtlichen, unter das Straßenniveau versenkten Saal. Die Gestaltung des Innenraums und die komfortable Bestuhlung ermöglichen von jedem Platz aus ein Nahegefühl zu den KünstlerInnen auf der Bühne. Er wurde von namhaften Akustik-Spezialisten geplant und ausgestattet und braucht den Vergleich mit den bedeutendsten Sälen Wiens keineswegs zu scheuen.
Hat Wien nicht gute Konzertsäle in ausreichender Anzahl? Ja, gibt sich mancher Wienbesucher zufrieden, der für sein Wochenende bereits einen Abend in Musikverein oder Konzerthaus eingeplant hat. Nein dachte sich ein Gönner, der den in einem Palais im Augarten untergebrachten Schülerinnen und Schülern der Wiener Sängerknaben eine Wirkstätte in der eigenen Stadt schaffen wollte. Das Projekt eines neuen Konzertsaales hatte nicht nur Befürworter, bewirkte Begeisterung wie Verstimmung und wurde nach einigen politischen Diskussionen letztlich befürwortet. Die Pläne wurden adaptiert und historische Bausubstanz in den modernen Entwurf miteinbezogen. Inzwischen gehört das MuTh ganz selbstverständlich zur musikalischen Klaviatur Wiens.
Seit seiner Eröffnung hat das neue Haus einige Konzert-Saisons auf dem Buckel und sein Spektrum längst erweitert. SolistInnen der oben genannten Philharmoniker spazieren mit eigenen Programmgestaltungen ein und aus und die Wiener Sängerknaben und ihre jüngeren und älteren KollegInnen von Kindergarten bis Oberstufen-Schule bringen nicht nur Chormusik auf die Bühne, sondern zeigen in exklusiven Musiktheaterproduktionen auch ihre darstellerische Seite – ein Programm, das auf ihren ausgedehnten Welttourneen nicht zu sehen ist.
Die Wiener Sängerknaben im MuTh
Auch Schauspielerinnen und Schauspieler, die man z.B. aus österreichischen Fernseh-Krimis kennt, schlüpfen hier mitunter in eine andere Rolle. Sie gestalten im MuTh etwa Lesungen, Liederabende oder das Silvesterprogramm. Und mit elektronischer Musik oder genreübergreifenden Projekten spricht das MuTh auch alternatives Publikum an. Die Website des Haues erlaubt ein Filtern nach eigenen Interessensgebieten.
Wahrlich willkommen sind in diesem Haus Familien. So werden einzelne Musiktheater- und Opernproduktionen bereits ab 4 Jahren empfohlen und wie schön ist es da, auch auf der Bühne junge Identifikationsfiguren erleben zu können.
Der Elevenchor der Wiener Sängerknaben etwa setzt sich aus den Schülern der letzten Volksschulklasse zusammen und bereitet die jungen Sängerinnen auf ihre vier Jahre im Reisechor vor. Außerdem gibt es Konzerte für Babys und für Krabbelkinder, die nicht nur die Bühne, sondern auch die Instrumente erkunden oder einen so genannten Klangsalat veranstalten dürfen.
Zum Familien-Programm des MuTh
Vor und nach den Vorstellungen wartet das im einzigen historischen Bauteil untergebrachte Café Maximilian mit Bier- und Weinspezialitäten auf.
Erwähnt werden sollte noch der persönliche Charakter des Hauses, der nicht nur von dessen noch überschaubarer Größe herrührt, sondern auch der Leiterin zu danken ist. Möglicherweise sieht man Direktorin Elke Hesse an, dass sie um ihr Projekt kämpfen musste, ihr „Baby“ liebt und gern darüber spricht. Jedenfalls ist sie häufig vor den Vorstellungen anzutreffen um ein paar Worte mit den Gästen zu wechseln. Manche/r BesucherIn hatte bereits nach seinem ersten Konzertbesuch den Eindruck, hier Stammgast zu sein. Viele jedenfalls möchten bald wiederkommen.
Headerbild: Asymmetrie und Akustikelemente sorgen für perfekten Raumklang im Saal, Foto: Helmut Karl Lackner