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Shades Tours Wien

Durch das charmante Wiener Gasslwerk © Patrick Sabitzer

Eine Tour auf der Schattenseite Wiens

Die Hemmschwelle ist groß, die Skepsis auch. Darf man das überhaupt, sich die Armut ansehen? Will man das? Wie ist so eine Tour über Obdachlosigkeit  aufgebaut, die die Schattenseite Wiens aufzeigt? Ist man geschockt, wird auf die Tränendrüse gedrückt?
Fazit: Es wird sehr sachlich und in klaren Worten über die Situation von Obdachlosen in Wien erzählt. Das Besondere: Die Guides sind Betroffene, die sehr offen über die Situation sprechen und die riesengroße Hoffnung haben, die Arbeit bei den Shades Tours als Sprungbrett zurück ins Leben zu nutzen.

Das war auch die Grundidee mit der Perinne Schober 2016 das Projekt Shades Tours gegründet hat. Sie wollte ein Bewusstsein für und eine Begegnung mit „Randgruppen“ schaffen, um Vorurteile abzubauen und die Komplexität dieses sozial-politischen Themas aufzuzeigen. Mit den Shades Tours bietet sie den Guides einen Arbeitsplatz und die Chance wieder aktiv an der Gesellschaft teilzuhaben.

Ein Betroffener erzählt

Erklärung des Wiener Sozialsystems © Shades Tours

Erklärung des Wiener Sozialsystems © Shades Tours

Der Guide meiner Tour erzählt, dass dies seine letzte Tour sei, da sich nach einem Jahr nun die Möglichkeit für einen weiteren Arbeitsplatz ergeben hat. Die Touren, den Kontakt mit den Menschen, die Ansprache, gibt er zu, wird er vermissen. Der Verlust aller sozialen Kontakte, wiederholt er immer wieder, ist das Schwierigste an der Obdachlosigkeit und macht auch die Rückkehr in das normale Leben sehr schwer. Niemand fühlt sich wohl in dieser Situation, es ist eine Spirale, die abwärts führt und nach etwa zwei Jahren gibt es selten ein Entkommen. Älter als 50 wird kaum ein Obdachloser.

Was erfahren wir alles? Beispielsweise, dass es in Wien für Obdachlose viele Möglichkeiten gibt Essen zu bekommen. Die Aussage unseres Guides: „In Wien braucht niemand zu hungern!“ überrascht mich wirklich sehr. Er erzählt von den viel zu wenigen Notschlafstellen und deren Probleme, von den Krankheiten, die die Obdachlosen plagen und wo sie Hilfe bekommen können.  Auch psychologische Hilfe ist vorhanden und obwohl genau das wichtig wäre, wird diese seiner Meinung nach viel zu selten angenommen.

Unser Guide berichtet, dass sich das Thema durch alle Gesellschaftsschichten zieht und sowohl Männer wie Frauen als auch viele Kinder betrifft. Häusliche Gewalt und Sucht sind meist die Ursachen dafür, dass man den Halt verliert, den Arbeitsplatz, und letztendlich auf der Straße landet.

Ablauf einer Shades Tour

Toursituation © Shades Tour

Toursituation © Shades Tour

Die Tour dauert 2 Stunden, wir kommen bei zwei Essens-Ausgabestellen vorbei, z.B. die Suppenküche im Franziskanerkloster, bei der jeder! eine warme Mahlzeit erhält. Wir gehen aber nicht hinein, denn es wird keine Sightseeing-Tour zur Armut und das ist gut so. Eine Shades Tour ist eher eine Erzählen im Gehen, sodass man das Gehörte zwischen den Stationen ein wenig verdauen kann. Es ist schon skuril, wenn man durch die hektische Kärntner Straße spaziert und dabei über Obdachlosigkeit und Armut spricht. Das regt zum Denken an.

Ich bin überzeugt davon, dass jede Tour anders ist, da die Guides diese individuell gestalten und je nach Gruppe unterschiedliche Fragen auftauchen und sich eine ganz eigene Dynamik entwickelt. In jedem Fall, ist es eine außergewöhnliche Erfahrung, bei der man gleichzeitig einen gesellschaftlichen Beitrag leisten kann.

Themen und Termine

Die Shades Touren finden das ganze Jahr über statt, bei jedem Wetter. Sie behandeln einerseits das Thema „Armut und Obdachlosigkeit“, seit 2018 auch „Flucht und Integration“ und demnächst sind auch Touren zum Thema „Sucht & Drogen“ geplant.

Termin finden Sie hier

Die Touren gibt es auch in englischer Sprache.



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