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Die Geschichte des Hotel Stefanie – Teil 6

Ausschnitt aus dem Bauplan von 1856

Das Haus in der Taborstraße 12, im Wandel der Zeit

In der vergangen Blogartikeln haben Sie schon viel über die Umgebung des ältesten Hotel Wiens erfahren: über die Entwicklung des Verkehrs und der Bevölkerung, über gute und schlechte Zeiten. Aber wer waren die Menschen, die das Hotel Stefanie durch diese Zeiten geführt haben und wie ist es mit diesen Menschen zusammen erwachsen geworden, wann gab es wichtige Veränderungen? All diese Fragen werde ich Ihnen diesmal beantworten.

Das Hotel Stefanie ist das älteste Hotel Wiens. Das behaupten wir nicht einfach so, sondern das können wir beweisen. Bis zum 8. Juli 1600 gibt es in den Grundbüchern Einträge von allen! Hausbesitzern an der Taborstraße 12 und alle! waren „Gastgeber“, durchgehen bis heute.

Das Haus selbst existiert schon länger. Die erste urkundliche Erwähnung von „Haus und Garten“ findet sich um 1430. Der Besitzer „Hanns Haringseer und Anna, seine Hausfrau“ war Kaufmann, Ratsherr, Stadtrichter und später sogar Bürgermeister von Wien (1444-1446). Leider war er kein „Gastgeb“ … sonst wäre das Hotel Stefanie noch älter.

Zurück ins Jahr 1600

Originaler Grundbuchauszug aus 1600

Originaler Grundbuchauszug aus 1600

Alles begann am 8. Juli 1600 mit dem Erwerb von Haus, Stadl und Garten:

„Christoff Freischlag Gastgeb Burger zu Wienn, vnnd Margaretha sein eheliche Hausfraw, haben Empfangen Nuz unnd Gwor aines Haus Stadtl vnnd Garten, Im Vndern Werth, Neben Melchiorn Reiser vnnd Wolffen Auer Haus vnnd Garten gelegen, helt die Lenng von dem obern Weeg (…) in den Hindern Gassen 215 Daumb Eln, In die Prait an der Obern Strassn 40, An dem vndern Ort 25 Daumb Eln. (…) Actum den Achten July Anno 1600 /.

Die Grundbuchseintragungen von damals lesen sich heute sehr unterhaltsam und man kann einiges ablesen über die Lebensdauer und Lebenseinstellung der Besitzer.

… 1621: „Nach Triebslebens Tod an dessen Witwe Margaretha und deren neuen Ehemann Wolff Ernst.“ (Hier wird das Einkehrgasthaus erstmals „Zu der Weissen Rosen“ genannt.)
… 1668: „Nach beider Tod an Härtls letzte Ehefrau Ursula und deren zweiten Ehemann Johann Sebastian Wirsching.“
… 
1767: „Nach der Ehewirtin Catharinas Tod an den Ehewirt (Joseph Beckh/Böckh) allein, welcher seine jetzige Ehewirtin Rosalia zu sich hat anschreiben lassen.“ …

Wie es bei Grundbucheinträgen auch heute noch üblich ist, wurde schon damals beim Eintrag eines neuen Eigentümers der Voreigentümer einfach durchgestrichen.

Leider nur ein Symbolbild, das Original ist nicht bekannt.

Leider nur ein Symbolbild, das Original ist nicht bekannt.

1779 fand sich der Gasthof „Weisse Rose“ im „Verzeichnis der öffentlichen und berühmtesten Gast- und Einkehrhäuser, wo man mit oder ohne Wagen beherbergt werden kann.“ Die häufig wechselnden Besitzer wurden im „Wiener Kommerzialschema“ erwähnt, außerdem auch das Symbol des Hausschildes zur besseren Orientierung: Die weisse Rose.

Bis heute erhalten: die typische Struktur eines Einkehrgasthofes

Die ältesten noch vorhandenen Baupläne stammen vom Beginn des 19. Jahrhunderts. Die langgezogenen Parzellen zwischen Taborstraße und Große Mohrengasse waren ideal für das einbahnmäßig abgewickelte Ein- und Ausfahren der Fuhrwerke. Das Grundstück und dessen Verbauung wurden bis heute nicht verändert.

Im einstöckigen vorderen Trakt waren im Erdgeschoß Verkehrs-, Verpflegungs- und Wirtschaftsräume untergebracht und im 1. Stock Gästezimmer. Im teilweise überdachten Hof und über den Stallungen lagerten Futtervorräte und Einstreu für die Stallungen. In der Blüte der Kutschenzeit konnten im Stall 90 Pferde untergebracht werden.

Rege Bautätigkeiten

Vordertrakt der Weißen Rose 1825

Vordertrakt der Weißen Rose 1825

Mit dem Einzug der Eisenbahn wurden immer weniger Stallungen benötigt. Außerdem kamen durch den Abriss der Stadtmauern und der damit verbundenen Reisefreiheit mehr Gäste nach Wien. Nach und nach bauten die div. Besitzer den Vordertrakt auf 3 Stockwerke aus und errichteten statt der Stallungen ebenso dreistöckig Gästezimmer, eine Portierloge und –wohnung sowie ein Schanklokal zur Großen Mohrengasse hin.

Bauverhandlungen waren damals schon notwendig. Mit dem Nachbar, dem Convent der Barmherzigen Brüder, einigte man sich 1829 darauf dass „dem angränzenden Kloster keine Nachtheile entstünden, daß dem Noviziatfenster kein Licht benommen werde, und die angebracht werdende Dachrinne so aufgeführt werde, daß sie auf eine solche Art zu liegen komme, daß selbe unter ganzer Vermeidung des auf den klösterlichen Boden fallenden Dachtropfens, keine Einwirkung der Feuchtigkeit auf die der Convente eigenthümliche Mauerwerke geschehe.“

Im Jahr 1872 zählte die „Weisse Rose“ mit 110 Gästezimmern zu den größten Hotels in Wien.

Und wann wird aus der Weissen Rose nun endlich das Hotel Stefanie? Das erfahren Sie im nächsten Blog. Ich freu mich, wenn Sie dran bleiben.

Wenn Sie mehr zur Geschichte des ältesten Hotels von Wien lesen möchten: Das Buch ist an der Rezeption im Hotel Stefanie erhältlich.



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