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Wiener Brunnen

Kühlende Treffpunkte in der Hitze der Stadt

Im Sommer kann es in der Wiener City ganz schön heiß werden. Wenn die Thermometer mehr als 30 Grad anzeigen, scheint die Luft zu flimmern, kein Windhauch weht, man sehnt sich nach Abkühlung… Was hört man da? Ein leises Plätschern etwa? Oder sind das schon Halluzinationen? – Sie können getrost dem Geräusch nachgehen, bestimmt handelt es sich um einen der zahlreichen Wiener Brunnen, die im Sommer – wie Oasen in der Wüste – als „Cool Spots“ in der Stadt für Erfrischung sorgen. Gleichzeitig sind sie sowohl bei den Wienern, als auch bei Besuchern und Gästen unübersehbare und beliebte Treffpunkte, ehe man ins Geschehen und den Trubel der Stadt eintaucht.

Wiener Brunnen – damals …

Schon in der Römerzeit dienten die öffentlichen Brunnen der Wasserversorgung der Bevölkerung und der, leider häufig erforderlichen, Brandbekämpfung.

Im Spätmittelalter standen die Brunnen vor allem dem Marktbetrieb auf den entsprechenden Wiener Plätzen zur Verfügung. 1310 fand erstmals eine Wasserleitung unter den Tuchlauben Erwähnung. Ab dem 16. Jahrhundert entstanden die ersten Monumentalbrunnen, die zusätzlich zu ihrer Funktion als Wasserspender repräsentative Zwecke hatten.

Durch den Bau der Wasserleitungen wurde die Wiener Wasserversorgung stetig verbessert. Damit verloren die öffentlichen Brunnen mit der Zeit ihre Bedeutung. Zugleich verschwanden auch die Hausbrunnen, von denen es zur Mitte des 19. Jahrhunderts noch etwa 10.000 gab (Lese-Tipp am Rande: Der Basilisk in der Schönlaterngasse, eine Alt-Wiener Sage zu einem Basilisken, der im Jahr 1212 in einem Hausbrunnen gewohnt haben soll).

… und heute: Trinkbrunnen, Monumental- und Denkmalbrunnen

In Wien gibt es heute mehr als 900 Trinkbrunnen, sowie 54 Monumental- und Denkmalbrunnen, die von der Stadt Wien verwaltet werden. Die von „Wiener Wasser“ und den „Stadtgärten“ betreuten Trinkbrunnen befinden sich meist in Parks, bei Spielplätzen und Märkten. Die mit Frischwasser betriebenen Trinkbrunnen stehen allen Durstigen als kostenlose Erfrischungsmöglichkeit zur Verfügung. Die Stadt Wien hat einen mobilen Stadtplan erstellt, in dem alle Trinkbrunnen der Stadt verzeichnet sind.

Weitaus auffälliger nehmen sich die Monumental- und Denkmalbrunnen aus. Sie entstanden oftmals aufgrund spezieller Anlässe und wurden meist von namhaften Künstlern ihrer Zeit  geschaffen. Auf ein paar dieser besonderen Brunnen gehe ich hier genauer ein, ohne jedoch die Bedeutung der vielen anderen Brunnen schmälern zu wollen – jeder für sich hat seine eigene Geschichte (nachzulesen z.B. in Band 1 und 2 von „Auf springt der Quell – Wasser im Stadtbild – Ein Wiener Brunnenlexikon“, von Josef Donner, Österr. Vereinigung für Gas- und Wasserfach ÖVGW, Wien).

Donnerbrunnen am Neuen Markt

Donnerbrunnen am Neuen Markt

Der Donnerbrunnen

am Neuen Markt, 1. Wiener Gemeindebezirk

Eigentlich heißt der Donnerbrunnen ja „Providentiabrunnen“. Die Wiener konnten mit dem Begriff „Providentia“ (lat. für Vorsehung) jedoch nicht viel anfangen und benannten den Brunnen kurzerhand  nach seinem Erbauer, Georg Raphael Donner, der den Brunnen 1737 – 1739 gestaltete. Manchmal spricht man auch vom „Mehlmarktbrunnen“, da der Neue Markt im 18. Jahrhundert „Mehlmarkt“ hieß.

Die zentrale Figur des Brunnens ist die Providentia als Allegorie der Vorsehung und Voraussicht, umringt wird sie von vier Figuren, die die Flüsse Traun, Enns, Ybbs und March  im Erzherzogtum Österreich und gleichzeitig die vier Lebensalter und Temperamente darstellen. Am Sockel finden sich vier Putten mit wasserspeienden Fischen (Hecht, Karpfen, Wels und Lachs), die die eigentlichen Wasserspender des Brunnens sind und die Donau symbolisieren.

Vermählungsbrunnen am Hohen Markt

Vermählungsbrunnen am Hohen Markt

Der Vermählungsbrunnen

am Hohen Markt, 1. Wiener Gemeindebezirk

Der Vermählungsbrunnen erhielt seinen Namen von der Darstellung der sogenannten Vermählungsgruppe Maria und Josef mit dem Hohepriester. Der Vermählungsbrunnen wird auch „Josefsbrunnen“ genannt.

Ursprünglich wurde auf dem Platz des heutigen Vermählungsbrunnens die „Josephssäule“ errichtet. Dieses Votivdenkmal ging auf ein Gelübde Kaiser Leopold I. im Jahre 1702 zurück, der in Sorge um die Rückkehr seines Sohnes Joseph von der Belagerung der pfälzischen Festung Landau (im Spanischen Erbfolgekrieg) den Bau einer Gedenkstätte gelobte. Das Versprechen wurde von seinen Söhnen nach 1705 eingelöst. Unter Joseph I. wurde nach einem Entwurf des Hofarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach, ein hölzernes Monument angefertigt und am 19. März 1706 am Hohen Markt aufgestellt.

Nachdem das hölzerne Votivdenkmal sehr desolat war, ließ Kaiser Karl VI. im Jahr 1725 als Ersatz einen barocken Tempel nach einer Zeichnung von Joseph Emanuel Fischer von Erlach erbauen. Am Sockel kann man auf drei Seiten Reliefs – die Anbetung der Hirten, die Anbetung der Könige und die Darstellung im Tempel, sehen. Auf der vierten Seite findet sich eine Inschrift. Auf dem Sockel selbst stehen (wie beim Votivdenkmal) die Statuen Marias, Josefs und des Hohepriesters. Vier Engelsstatuen sitzen auf den Sockelvorsprüngen, getragen von vier korinthische Säulen, überdacht von einem Bronzebaldachin. Das Brunnenbecken (erbaut 1728) besteht aus Kaiserstein und Unterberger Marmor.

Schweizerhofbrunnen in der Hofburg

Schweizerhofbrunnen in der Hofburg

Der Schweizerhofbrunnen

im Schweizertrakt der Wiener Hofburg, 1. Wiener Gemeindebezirk

Der älteste, noch bestehende Brunnen Wiens, der Schweizerhofbrunnen, wurde 1552 in einer seitlichen Nische des Schweizertores vom Bildhauer Pietro Solari errichtet. Am Brunnenbecken kann man ein Relief des kaiserlichen Doppeladlers von Karl V. erkennen, der Wasserauslass hat die Form eines Drachenkopfes. Das Becken besteht aus weißem Kaiserstein aus Kaisersteinbruch. Der Brunnen bildete den Abschluss einer bereits 1534 gelegten Wasserleitung, die aus der Vorstadt in die Burg geleitet wurde.

Der Hochstrahlbrunnen

am Schwarzenbergplatz, 3. Wiener Gemeindebezirk (siehe Titelbild)

Der Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz wurde unter Kaiser Franz Joseph I. anlässlich der Fertigstellung der 1. Wiener Hochquellenwasserleitung am 24. Oktober 1873 in Betrieb genommen. Die Errichtung des Brunnens oblag dem Bauunternehmer Gustav Bruck. Am 23. Juni 1906 wurde der Hochstrahlbrunnen neuerlich eröffnet, umgebaut im Stil einer „Fontaine lumineuse“ des Architekten Oskar Marmorek (1863–1909), also als Leuchtbrunnen während der Nacht.

Am Beckenrand befinden sich 365 kleine Springbrunnen – sie symbolisieren die 365 Tage des Jahres. Die sechs Springbrunnen zwischen Beckenrand und innerer Insel und die Insel  selbst stehen für die sieben Wochentage. Zwölf hohe Strahlen entsprechen den 12 Monaten, 24 niedrige Strahlen den 24 Stunden des Tages, und die 30 Strahlen in der Insel stellen die 30 Tage des Monats dar. Nachts leuchtet der Brunnen üblicherweise in den Farben Rot, Rosa, Gelb, Violett, Blau und Grün.

An welchem Brunnen der Stadt Wien Sie auch vorbeikommen – nehmen Sie sich, wenn möglich, ein wenig Zeit, lauschen Sie dem beruhigenden Plätschern des Wassers, tauchen Sie die Hand ins kühle Nass und genießen Sie das immer nötiger werdende Gefühl der „Entschleunigung“ in der heutzutage hektischen Zeit.

 

Datenquellen: © Wien.gv.at; Wikipedia.

 



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