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Wien-Blog der Schick Hotels & Restaurants
 

Wiener Bier – Teil 2

Wiener Brauereien und Bierhändler

Die Bierstadt Wien hat einige Highlights zu bieten. Basis dafür sind natürlich die großen und kleinen Brauereien, die in Wien mit teilweise langer Tradition den goldgelben Gerstensaft produzieren, damit handeln und/oder ihn auch direkt ausschenken. Besuchen Sie mit mir Wiener Brauereien, die mit Tradition, Innovation und viel Geschmack ihrer eigenen und des Biertrinkers Leidenschaft nachgehen.

Die „Big Player“

Ottakringer Brauerei – Tradition und Moderne

Logo - Copyright Ottakringer

Logo – Copyright Ottakringer

Wer in Ottakring wohnt oder dort gelegentlich um die Häuser streift, dem strömen vorrangig zwei Düfte in die Nase: Schokolade von der nahe gelegenen Manner-Fabrik, sowie Hefegeruch von der Ottakringer Brauerei. Dabei ist das beeindruckende Industriegebäude für die Anwohner schon so selbstverständlich, dass sie es kaum mehr wahrnehmen – ausgenommen, es findet wieder ein Event, eine Messe oder ein Clubbing in den bestens geeigneten Räumlichkeiten der Brauerei statt. Je nach Anlass finden sich dann Jung und Alt dort ein und genießen die vielen verschiedenen Biere der Traditionsbrauerei, die den Sprung ins Heute bestens geschafft hat. Professionelle Brautechnik, beste Grundprodukte, ein offenes Ohr für die Bedürfnisse des Marktes, sowie umfassende neue Marketingstrategien waren und sind der Schlüssel zum Erfolg.

Ottakringer Brauerei - historisches Bild - Copyright Ottakringer Brauerei

Ottakringer Brauerei – historisches Bild – Copyright Ottakringer Brauerei

1837 gilt als das Geburtsjahr der Ottakringer Brauerei. Damals erhielt der Müllermeister Heinrich Plank die Braubewilligung vom Stift Klosterneuburg und errichtete in Ottakring das erste Brauhaus. Mit Beginn der „Kuffner“-Ära um 1850 wurde die Brauerei zum Vorzeigebetrieb ausgebaut. Die folgenden Generationen behielten die Weiterentwicklung in ihrem Fokus. So ging die Ottakringer Brauerei 1905 als Aktiengesellschaft an die Börse und erlebte einen immensen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufschwung.

1938 musste Moriz Kuffner in die Schweiz fliehen, die Brauerei wurde an Gustav Harmer verkauft. In den Kriegsjahren wurde aus Rohstoffmangel nur 2,5 grädiges Bier gebraut. Nach dem Krieg wurde bereits am 21. Juni 1945 wieder Bier gebraut, was für viel Optimismus sorgte. Während der Wirtschaftswunderjahre  zu Beginn der 1960er-Jahre startete  das Gold Fassl-Zeitalter. Dr. Harmer und Dkfm. Wenckheim führten die Brauerei durch den Austritt aus dem Bierkartell in eine Zukunft, in der die Gastronomen ihre Bierlieferanten frei auswählen konnten.

Zukunftsweisende Marketingstrategien wie die Einführung der grünen Schulterflasche, ein alkoholfreies Bier, immer neue Etiketten, der „Blopp“-Frischeverschluss, mehrere neue Biersorten und – nicht zu vergessen – mitreißende und humorvolle Werbespots in Radio und Fernsehen befördern bis heute die Ottakringer Brauerei ins Bewusstsein der Gastronomen und der Konsumenten. Man erfindet sich auch weiterhin immer wieder neu, ohne die Tradition und Geschichte zu vergessen, und orientiert sich an den Vorlieben und Wünschen der Fans. Biere, die schmecken. Feste, die in Erinnerung bleiben. Beides macht den Erfolg der Ottakringer Brauerei aus. Die Schick Hotels und Restaurants in Wien bieten seit vielen Jahren Ottakringer Bier an, das bei den Gästen sehr beliebt ist.

Schwechater – recht hat er

Schwechater-Werbung-damals - Copyright Schwechater

Schwechater-Werbung-damals – Copyright Schwechater

Wer kennt diesen Werbeslogan nicht? Ja, Sie sind völlig im Recht, die Schwechater Brauerei liegt eigentlich nicht in Wien, aber man zählt sie trotzdem seit jeher zu den Wiener Brauereien. Die Schwechater Brauerei ist Teil der Brauunion Österreich, des größten Brauereiverbundes unseres Landes. Die Individualität des geschichtsträchtigen Unternehmens blieb dennoch erhalten.

1632 gründete Peter Descrolier, Kammerdiener und Zahlmeister des Erzherzog Matthias, die Brauerei Klein-Schwechat. Die Erfolgsgeschichte von Schwechater Bier begann 1760, als Franz Anton Dreher als Kellner nach Wien kommt. Für 19.000 Gülden erwirbt er 1796 die Brauerei Klein-Schwechat und führt diese neben weiteren Brauhäusern mit nennenswertem Erfolg.

1810 wird Anton Dreher geboren. Durch Reisen nach München und England rüstet er sich für sein zukünftiges Braumeister-Dasein, indem er umfangreiches Wissen über die Braukunst sammelt. 1836 nimmt Anton Dreher die Brauerei Klein-Schwechat zuerst in Pacht. 1839 kauft er sie.

Anton-Dreher-sen.-Lithographie-von-J.-Kriehuber-1863-Wikipedia

Anton-Dreher-sen.-Lithographie-von-J.-Kriehuber-1863-Wikipedia

1841 lagert Dreher zum ersten Mal helles untergäriges Bier ein und brachte es nach vollkommener Ablagerung unter der Marke „Klein-Schwechater Lagerbier“ nach Wien. Hier wurde es mit solcher Begeisterung aufgenommen, dass die Wiener nur noch Schwechater trinken wollten. Dies war die Geburtsstunde des heute weltweit vertretenen „Lagerbiers“. Der große Ansturm auf das Lagerbier brachte es allerdings auch mit sich, die Hilfe von Maschinen in Anspruch zu nehmen. Dreher setzte 1848 als erster Brauer Österreichs eine Dampfmaschine zum Bierbrauen ein. Diese ist heute im Technischen Museum in Wien ausgestellt!

Im Laufe der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde die Brauerei Schwechat zur größten des europäischen Festlandes und das „Klein Schwechater Lager“ ging weit über die Grenzen Österreichs hinaus. 1867 erhielt Dreher dafür die Goldmedaille mit Diplom bei der Weltausstellung in Paris.

Unter Anton Dreher jun. wurde die Brauerei 1905 in „Anton Drehers Brauereien Aktiengesellschaft“ umbenannt. Während des Ersten Weltkrieges erfolgten hohe Abgaben an die Kriegskasse. 1921 endet die 130-jährige Geschichte der Familiendynastie der Drehers mit der Brauerei Schwechat.

Während des Zweiten Weltkrieges wird wegen der Rohstoffknappheit nur 2,4-grädiges Lagerbier gebraut – im Volksmund „Brauerschwitz“ genannt. Am Ende des 2. Weltkrieges, 1945, wird das Schwechater Brauhaus weitestgehend zerstört. 12-grädiges Lagerbier wird erstmals wieder am 1. September 1945 gebraut. Unter Dipl.Ing. Dr. h.c. Manfred Mautner Markhof beginnt der Wiederaufbau.

1978 wird das Unternehmen der Brauerei Schwechat AG in die Österreichische Brau AG, und somit in die spätere Brauunion eingebracht.

Heute werden auf dem riesigen Areal der Brauerei Schwechat von ca. 60 Mitarbeitern jährlich rund 800.000 hl herrliches Bier erzeugt. Pro Stunde können 60.000 0,5-Liter-Dosen oder 78.000 0,33-Liter-Dosen abgefüllt werden. Ein Fuhrpark von rund 34 LKWs sorgt für die Versorgung mit Bier in der Gastronomie und im Lebensmittelhandel.

Klein und fein

Neben den „Großen“ haben sich in den letzten Jahren etwa ein Dutzend  Gasthaus- und Kleinbrauereien in Wien etabliert. Das Produktspekrum ist breit – vom einfachen Schankbier bis zu extravaganten Spezialitäten reicht die Palette, was den gestiegenen Anforderungen und Wünschen der Biertrinker nach Sortenvielfalt sehr entgegenkommt. Dass die Klein- und Kleinstbrauereien meist an Gastronomiebetriebe gekoppelt sind, ist für die Gäste ein höchst angenehmer Nebeneffekt. Ein paar der „kleinen Feinen“ seien hier erwähnt.

Als Pionier und Kreativbier-Guru gilt das Siebenstern-Bräu. Bereits in den 1990er-Jahren wurde hier „Vollmond-Bier“ gebraut, fantasievolle Kreationen wie Hanf- oder Chilibier folgten. Mit speziellen Malzen werden hier Biere hergestellt, die besonders angenehm zu trinken sind.

Aus einem Lottogewinn entstand die zweitälteste Wiener Gasthausbrauerei, das Medl Bräu im 14. Wiener Gemeindebezirk. 1987 gründete Johann Medl in einem ehemaligen Fuhrwerkerhaus seinen Betrieb – und hat das Grundkonzept samt der bewährten Rezepturen bis heute nicht verändert, zum Glück für die vielen Stammgäste.

Der Pionier schlechthin ist das Fischer Bräu. Als Urahn der Wiener Lokalszene  (1980 Eröffnung des Krah-Krah und Start des sog. Wiener Beisl-Booms) gründete Sepp Fischer bereits 1985 seine Gasthaus-Brauerei, begleitet von passenden kulinarischen Schmankerln wie den legendären überbackenen Riesen-Schwarzbroten. An diesem Konzept änderte auch der Verkauf vor 12 Jahren nichts. Natürlich werden auch hier vereinzelt Spezialbiere oder Festtagsbock gebraut, ansonsten gilt die Devise: Never change a winning concept!

Von der ältesten zu einer der jüngsten Gasthausbrauereien – das Lichtenthaler Bräu. Hier ließ man zuletzt mit einem Artikel im A la Carte-Magazin aufhorchen. Extravagante Craft Beers braut manim 9. Bezirk teilweise in Kleinstauflage. Die zahlreichen Kreationen werden dann sehr professionell und individuell zu den kulinarischen Schmankerln empfohlen.

Bier aus aller Welt in Wien

In Wien kann der Bierliebhaber jedoch nicht nur auf die heimischen Biere zurückgreifen, mittlerweile gibt es auch einige Geschäfte, wo der wahre Fan auch auf Biervarianten aus dem Ausland Zugriff hat.

Hier ein paar „Einkaufstipps“:

Ammersin, 1130 Wien: Auf über 20 Regalmetern findet man Biere von Australien bis Zypern.

Böhle, 1010 Wien: Spezialbiere aus Grönland, Kuba oder chinesisches Reisbier, und vieles mehr.

Viel Spaß beim Shopping!

TopBanner3 Craftbeer-Fest

EVENT-TIPP:
Von 16. – 18. Mai 2014 findet entlang des Donaukanals an der Adria Wien das erste Craft Bier Fest statt. Heimische und internationale Hersteller, Verkostungen, Diskussionen und kommentierte Spezialitätenpräsentationen stehen am Programm. Tickets kosten € 45,00. Details unter www.craftbierfest.at.

Im 3. Teil zum Thema „Wiener Bier“ gehe ich in die Genuss-Offensive und frage: Bier zum Essen auf höchstem Niveau – geht das? Ein kleines „Wiener Bier-Lexikon“ für die wahren Fans wird dann ebenfalls mit dabei sein!

 

Bild- und Datenquellen: © Ottakringer, Schwechater, A la Carte Bookazine.

 

 

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